Zusammenfassung Nach einer Einfuehrung in das behandelte Thema werden zunachst einige markante Bergschlagereignisse beim Bau von Tunnelund Stollenbauten kurz beschrieben. Sodann folgt eine Analyse der Deformationsvorgange im Bereiche der Wandungen von Felshohlbauten (Tunnels und Stollen) sowie der als «Bergschlage» bekannten Foigeerscheinungen. Im weiteren werden diese nach Ursache und Wirkung qualifiziert und schliesslich die Einfluesse von Gesteinsabkuehlung auf ihre Auslösung erlautert. Ein kurzer Hinweis auf anderweitige Erklτrungsversuche der Bergschlagphanomene beendet das Thema des Referates.
Summary After an introduction into the subject matter some significant cases of rockfall during the construction of tunnels and galleries are described. Then an analysis is given first of deformation processes in walls of rock excavations (tunnels and galleries), and secondly of subsequent rockfalls. These are then classified according to cause and effect, and finally the influence of decreasing rock temperature on rockfalls is discussed. A brief reference to other attempts at explaining the phenomenon of rockfall in excavations concludes the paper.
Resume Après une presentation generale du problème etudie l'auteur decrit tout d'abord quelques cas marquants de chute de blocs rocheux à la paroi de tunnels et galeries lors de leur construction. Ensuite il analyse, d'une part, les phenomènes de deformation au voisinage de la paroi d'une excavation (tunnels et galeries) dans des massifs rocheux et, d'autre part, les consequences resultantes (chute de blocs). Ces phenomènes sont diffe rencies et classes d'après leurs effets. Pour terminer, l'auteur parle des influences des basses temperatures (congelation) sur l'origine et le declenchement des chutes de blocs rocheux. En conclusion, l'auteur fait quelques remarques sur d'autres possibilites d'explication de ces phenomènes de chute de blocs.
Einfuehrung Die unter der Bezeichnung «Bergschlage» bekannten Phanomene, die sich vorwiegend beim Bau tiefliegender Tunnel und Stollen mit grosser Gebirgsueberlagerung in gutem gesunden Gestein sehr heimtueckisch zeigen, wurden von den Pionieren der Alpendurchstiche als das Unheimlichste, was der Tunnelbauer kennt, bezeichnet, weil es weder einen wirksamen Schutz gegen ihre gefahrvollen Auswirkungen noch ein Mittel zu ihrer Verhinderung gebe. Sie treten sowohl beim Vortrieb als auch spater beim Vollausbruch auf, und zwar zum Teil unmittelbar beim Abschlag oder bei der Schutterung, zum Teil aber erst Wochen oder Monate spater. Die bekannteste Art von Bergschlagen aussert sich als plötzliches, von einem heftigen Knall begleitetes Abspringen meist linsenförmiger Gesteinsschalen geringer Starke im Bereiche der Ulmen. Andere harmlosere oder gefahrlose Bergschlagerscheinungen zeigen sich in weicherem oder gestörtem Gestein auch bei geringeren Uberlagerungshöhen als verhaltene nicht abgeschleuderte Verbrueche oder Abbröckelungen der Gesteinswande. Darueber hinaus haben sich bei Tunnelbauten verblueffende Vorgange besonderer Vehemenz ereignet, bei denen unter heftigsten Detonationen und erdbebenartigen Begleiterscheinungen dickes Auskleidungsmauerwerk plötzlich, also schlagartig dezimeterweit in den Hohlraum versetzt wurde. Der Erklarung dieser geheimnisvollen und beunruhigenden Erscheinungen ist dieses Referat gewidmet.
z. Kurzbeschreibong markanter Bergschlagereignisse Einen ziemlich umfassenden Einblick in die einschlagigen Vorkommnisse vermittelt ein Bericht von Rothpletz (¹) ueber den Ausbau des 19,7 km langen zweiten Simplontunnels (1913–1921), bei dem zahllose Bergschlagereignisse in allen der Ruestungen und z. T. auch der Ausmauerung beeintrachtigten. Dieser Bericht schildert u. a. folgende, fuer unser Thema charakteristische und aufschlussreiche Einzelheiten. Die schon vom Bau des Tunnels I (1898–1905) und des gleichzeitig in 16 m Abstand angelegten Sohlstollens fuer den zweiten Tunnel bekannten Bergschlage seien fast auf der ganzen Suedstrecke bis km 4,38 in geschlossenem, harten und gesundem Antigoriogneis mehr oder weniger heftig in Erscheinung getreten. An durchaus gut klingenden Stellen wurde beim Ausbruch ein Knistern gehört, dem unmittelbar ein schussahnlicher Knall und ein Herunterfallen oder Fortschleudern von Gesteinsplatten folgte. Rothpletz schildert im weiteren seltsame Bergschlagphanomene besonderer Art. Wahrend der Vollausbruch im Tunnel II zwischen km 3,05 und 3,50 ab Suedportal im Gange war, erfolgte am 1. Juli 1914 urn 17,20 Uhr zwischen km 3,292 und 3,320 ab Suedportal eine kanonenschussartige Detonation, die von einer heftigen auf mehr als 1 km Entfernung gespuerten Erschuetterung begleitet war und die durch den dabei entstandenen Luftzug samtliche Azetylenlampen zum Erlöschen brachte. Bei diesem ungewöhnlichen Ereignis wurde bei km 3,302 die Kanalsohle urn 25 em gehoben, an der Ostseite die Kanalwand und das Widerlager urn maximal 25 em nach Westen, ferner die westliche Kanalwand um maximal 18 em nach Osten verschoben und so der Graben von 60 auf 30 cm verengt. Ausserdem ergaben sich einige Schaden am hölzernen Einbau sowie eine Betriebsstorung im Tunnel I, ausgelöst durch Absturz der Grabendeckel und die damit verbundenen Wasserstauungen. Am 7. Juli 1914 erfolgten im Tunnel II um 5,50 Uhr wieder einige Detonationen, die aber keine Schaden verursachten. Um 6,20 Uhr vernahmen die Arbeiter sodann 2 dumpfe Schlage im Tunnel I. Gleichzeitig entgleiste bei km 3,300 die Lokomotive eines diese Stelle gerade passierenden Personenzuges, ohne dass dabei Menschen oder Material Schaden erlitten. Die Grabendeckel fanden sich unter den Schwellen im Schotter gebettet vor. Im Zuge der Wiederherstellungsarbeiten an der Tunnelausmauerung wurde das Widerlager - wohl infolge Verkennung der Schadensursache - auf 1,50 m verstarkt.